Woher, wohin – Eine meditative Reflexion über das Leben und seine Pfade
Der Werkzyklus "Woher, wohin" setzt sich in einer Symbiose aus Materialmix, Mischtechnik und Malerei mit den Fragen nach Ursprung, Richtung und Transformation auseinander. Dieser Zyklus ist eine meditative Reflexion über das Leben, seine Pfade und die ständige Suche nach Orientierung und Ziel.
Die Arbeiten verbinden Abstraktion mit Symbolik und laden den Betrachter ein, in einen dialogischen Raum zwischen Vergangenheit und Zukunft einzutreten. Durch die Verwendung verschiedener Materialien wie Holz und Leinwand in Kombination mit pastosen Farbschichten schafft die Künstlerin eine taktile Tiefe, die sowohl visuell als auch emotional greifbar ist. Die reliefartige Struktur der Oberflächen unterstreicht die Mehrschichtigkeit der Thematik: Jede Schicht der Farbe scheint eine Spur des Vergangenen zu bewahren, während sie gleichzeitig einen Schritt in die Zukunft andeutet.
Die geometrischen Formen – oft in Form von Dreiecken, Linien und Flächen – wirken wie abstrakte Karten oder Pfade. Diese Formen symbolisieren Richtungen, Möglichkeiten und die Ungewissheit der Entscheidungen. Linien, die sich kreuzen oder unterbrechen, stehen für Wendepunkte und Kreuzungen im Leben, an denen man innehält, reflektiert und neue Wege einschlägt. In diesem Kontext werden die Werke zu visuellen Metaphern für die Existenz, die voller Abzweigungen und ungeahnter Wendungen ist.
Die Farbpalette, die von erdigen bis hin zu leuchtenden Tönen reicht, unterstreicht die Dualität von Ruhe und Dynamik. Während die erdigen Töne wie Ocker, Beige und Braun Stabilität und Ursprünglichkeit vermitteln, stehen die intensiven Blau-, Rot- und Gelbtöne für Bewegung, Energie und die Suche nach Neuem. Die Farbfelder sind oft von feinen Linien durchzogen, die wie Verbindungen oder Schnittstellen wirken – ein Hinweis auf die Vernetztheit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Ein Highlight des Werkzyklus ist das Diptychon, das auf zwei Leinwänden die Spannung zwischen Balance und Bruch darstellt. Die Verbindung der beiden Hälften wird durch Linien und Formen geschaffen, die über den Rand der einzelnen Leinwand hinausgehen und den Raum dazwischen als Teil des Werks einbeziehen. Dieses Element unterstreicht, dass "Woher" und "Wohin" keine getrennten Konzepte sind, sondern miteinander verflochtene Zustände, die sich gegenseitig definieren.
Die Werke des Zyklus laden den Betrachter ein, sich auf eine Reise der Selbstreflexion zu begeben. Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Was nehmen wir mit, und was lassen wir zurück? Diese Fragen werden nicht explizit beantwortet, sondern durch die offene Bildsprache zur individuellen Auseinandersetzung angeregt. Dabei erzeugt die Kombination aus intuitiven, malerischen Gesten und strukturierten Kompositionen eine harmonische Spannung, die lange nachwirkt.
"Woher, wohin" zeigt, wie Kunst ein Medium sein kann, um existenzielle Fragen zu stellen, ohne didaktisch zu wirken. Barbara Niesen schafft es, durch ihre innovative Technik und ihre tiefgründige Symbolik Werke zu gestalten, die sowohl persönlich als auch universell sind. Dieser Werkzyklus ist ein beeindruckendes Beispiel für die Kraft der Kunst, komplexe Themen zu visualisieren und gleichzeitig Raum für individuelle Interpretation zu lassen.